Die "Luftverteidigungszone West"

In der Pfalz werden gemeihin alle Reste der ehemaligen "Westbefestigungsanlagen" des "Dritten Reichs" fälschlicherweise mit dem Begriff "Westwall" bezeichnet. Hierbei wird übersehen, dass es sich um zwei getrennte Verteidigungssysteme handelt: Den "Westwall" als über 600 km lange, lineare Verteidigungslinie und die "Luftverteidigungszone West" als eine eher stützpunktartig ausgebaute Abwehrstellung gegen einfliegende Flugzeuge, die aber auch als zweite Linie des Westwalls diente. Der Westwall wurde im Auftrag der Heeres errichtet, die Luftverteidigungszone in dem der Luftwaffe. Beide Systeme konnten zusammen eine Tiefe von bis zu 70 km haben.

 

Das Bunkersystem des Westwalls, verstärkt durch Panzergräben und Höckerlinien, verlief in unserem Raum vom Bienwald über Steinfeld, Kapsweyer, Oberotterbach, Dörrenbach nd Böllenborn in den Pfälzerwald als durchgehende Linie. Zwischen Steinfeld und Oberotterbach bafand sich einer der am stärksten ausgebauten Teile des Westwalls überhaupt, der "Otterbachabschnitt".

Zu der weiter nördlich gelegenen zweiten Bodenverteidigungslinie, sie aber Teil der „Luftverteidigungsanlage West“, gehören die heute noch erhaltenen Teile der Höckerlinie bei Landau-Mörzheim, wie auch die im benachbarten Göcklingen. Dieses System war nicht als zusammenhängende Linie konzipiert, sondern stützpunktartig ausgebaut. Neben den Bodenverteidungsanlagen, die sich vor allem südlich von Landau befanden, schlossen sich weiter nördlich die eigentlichen Stellungen zur Luftverteidigung an: Flakstellungen, Munitions- und Feuerleitbunker sowie Flakhallen zur Unterstellung der Geschütze. Der Bau dieser Linie, die von Jülich bis Speyer reichen sollte, wurde am 1. Juni 1938 angeordnet. Am 12. Juni erging der Befehl, dass die Linie bis an die Schweizer Grenze verlängert werden sollte. Der Baubeginn erfolgte im März 1939. In diesem Monat begannen auch die Baumaßnahmen in Mörlheim.

Die Stellungen der Luftverteidigungszone wurden nach dem Feldzug gegen Frankreich geräumt. Die Flak-Geschütze wurden dem Objektschutz, in unserem Raum vor allem der Luftverteidigung der Städte Mannheim/Ludwigshafen und Karlsruhe, zugeteilt. Ein Rückbau der Anlagen erfolgte aber nicht, sie blieben erhalten, wurden aber im Laufe des Krieges desarmiert: Waffen und Panzerteile wurden v.a. im Atlantikwall eingebaut.

In Mörzheim bestand die Luftverteidigungsanlage zuerst aus zwei Höckerlinien: Die eine am östlichen Ortsausgang an der Straße nach Impflingen und die zweite, west-östlich ausgerichtet, westlich des Ortes. Sie sollte ein Umgehen des Dorfes erschweren. Weiterhin entstanden um und in Mörzheim 16 Bunkeranlagen verschiedener Typen.

Die Höckerlinien, 640 Meter lang, waren Anlagen zum Schutz gegen Panzerangriffe. In Mörzheim kam der Typ B zum Einbau. Zuerst erfolgte der Guss eines Streifenfundaments aus Beton, auf das dann jeweils fünf Höcker, von vorne nach hinten ansteigend, hintereinander aufgesetzt wurden. Diese Reihe von Höckern wurde dann auf der gesamten Länge der Linie wiederholt. Hier kamen zur Erschwerung des Überfahrens Höcker verschiedener Höhen zum Einbau.  In Feindrichtung erfolgte dann der Einbau einer Prellmauer. Dieses  System sollte die Panzer zwingen, ihre Geschwindigkeit zu verringern und die Linie quasi zu „überklettern“. Dadurch wurde der Panzer gezwungen, sein Vorderteil anzuheben. Damit konnte er nicht mehr in der Horizontalen feuern und bot den Verteidigern seine nur schwach gepanzerte Unterseite. Somit konnte er mit Pak-Geschützen (=Panzerabwehr-Geschützen) bekämpft werden. Die Tiefe der Höckerlinie betrug 14 Meter, die Höcker hatte eine Höhe von 0,8 Meter in Feindrichtung bis 1,5 Meter an der Rückseite.

Bei den Bunkern kamen sogenannte Regelbauten zum Einbau. Ein jeder Bunkertyp hatte exakt die selben Maße und Einbauten, so dass die Panzerteile und Waffen für die einzelnen Bunkertypen vorgefertigt werden konnten. In Mörzheim lassen sich anhand der Wehrmachtskarten u.a. M-Stände und PZ-Stände ausmachen. Das sind Munitionsbunker und Beobachtungsbunker mit Panzerkuppeln. Weiterhin wurden Pak-Unterstände für Panzerabwehrgeschütze des Kalibers 3,7 cm betoniert.

Luftverteidigungsanlagen mit Flakhallen, Batterieständen und Feuerleitsystem gab es keine. Die eigentliche Luftabwehr bildetet die dritte Linie, die nördlich von Landau begann.

Gegen Kriegsende wurden die einzelnen Bunkeranlagen mit einem System von Schützengräben verbunden. Diese wurden ab dem September 1944 angelegt. 

Die amerikanischen Quellen über die Einnahme der Pfalz berichten nicht von Kämpfen um Mörzheim. Am 22. März kamen amerikanische Truppen der 10. US-Panzerdivision durch den Ort.  Am 24. März machten Soldaten der Task Force „Chamberlain“  von Landau aus „outposting-patrols“, also Erkundigungen in den Dörfern um die Stadt., u.a. auch nach Mörzheim.

Nach dem Krieg wurden die Anlagen der Luftverteidigungszone gesprengt, nur die Höckerline an der Straße nach Impflingen blieb erhalten. In den 1960er und 1970er Jahren wurden die Ruinen der Bunkeranlagen beseitigt.

Rolf Übel

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