Mörzheimer Geschichte

Daten aus dem Dorfgeschehens Mörzheims...

496      Namensgebung: Niederlage der Alemannen (in der Schlacht von Zylpich); Sippenführer Namens Morin ließ sich vermutlich hier nieder und nach ihm wurde die Siedlung benannt (Morinheim / Morinesheim)
724      Mörzheim wurde unter der Bezeichnung erstmals urkundlich erwähnt
1288    Erbau der Marienkirche (1 Kirche im Dorf an der Stelle der heutigen protestantischen Kirche)
1288    Mornsheim
1468    Mortzheim
1586    Marienkirche Renovierung
1688    Bau der Festung
1712    Johann Thomas Schley geboren (31.08.1712)
1740    wurde der Röhrbrunnen errichtet
1749    wurde das Hirtenhaus erbaut
1763    Einwohnerzahl: 350
1770    Einwohnerzahl: 430
1776/1777 Erbauungsjahr protestantische Kirche
1778    Einweihung protestantische Kirche
1787    Mörnzheim
1793    Antrag auf Aufnahme in die französische Republik (Antrag wurde angenommen)
1828    Mörzheim
1829    Anlegen des Friedhofes in der Heuchelheimer Straße (alter Friedhof war zuvor dort wo nun das Schulhaus steht)
1870    Pflanzen der Friedenslinden am Kapbachweg und vor dem Löwen
1912    Einführung der Elektrizität
1918    Mörzheim zählte nach Ende des 1. Weltkrieges 45 Kriegsopfer
1928/1929 Erbauungsjahr der katholischen Kirche (nördlicher Ortsausgang)
1928/1929 Bau der örtlichen Wasserleitung
1945    Mörzheim zählte nach Ende des 2. Weltkrieges 40 Kriegsopfer

Vereine

1845    Männerchor
1895    Spar- und Dahrlensverein (Vorläufer der Sparkasse)
1893    Cäcilienverein
1904    evangelischer Kirchenchor
1905    Radlerclub
1948    Sportverein "Rot-Weiß"

Historische Ereignisse

17. Jhdt. Dorfgefängnis (kleiner Raum im Rathaus)
17. Jhdt. Schwimmbad
1882    Einrichtung einer örtlichen freiwilligen Feuerwehr

Im Jahre 780 vermacht ein Adliger mit Namen Acbuto umfangreiche Ländereien und mehr als 63 Unfreie in verschieden Dörfern der Pfalz dem Kloster Fulda. Unter diesen Dörfern ist auch unser Mörzheim und dieser in einer Urkunde festgehaltenen Schenkung verdanken wir die erste Nennung des Dorfes. Natürlich ist die Siedlung viel älter. Bereits aus der Jungsteinzeit, also zwischen 3500 und 1800 v. Chr. Gibt es Spuren menschlicher Besiedlung. 1961, bei der Flurbereinigung, fand man am Schreckenberg Scherben von Vorratsbehältern und im Kuhwinkel Reste von Frauenschmuck. Die Siedlung muß für damalige Verhältnisse ziemlich groß gewesen sein: 33 Hausplätze konnten bei den Ausgrabungen festgestellt werden und weit mehr liegt noch unentdeckt unter der Erde. Auch die nachfolgenden Kulturperioden lassen sich anhand von Bodenfunden in der Mörzheimer Gemarkung nachweisen: Bronzezeit, Eisenzeit und die Siedlungsepochen von Kelten, Römern und Alemannen sind belegt. All dies weist darauf hin, dass die hiesige Gegend ziemlich fruchtbar gewesen sein muß. Wir könnten annehmen, dass das Dorf zur Zeit der fränkischen Landnahme, also nach der Niederlage der Alemannen in der Schlacht von Zülpich im Jahre 496, zu seinem Namen gekommen ist. Ein Sippenführer namens Morin könnte es gewesen sein, der sich hier mit seinem Familienverband niederließ, und nach ihm wurde die Siedlung dann Morinheim oder Morinesheim genannt. Im Jahre 780 also wird der Ort zum erstenmal urkundlich erwähnt. 80 Jahre später findet sich der Name nochmals. Diesmal, im Jahre 860 in einer Urkunde des Klosters Weißenburg. So schreibt Heinrich Sternberger in seiner Ortschronik von Mörzheim. Dies stimmt jedoch genauso wenig wie die weitverbreitete Annahme, Mörzheim sei bereits im Jahre 724 in einer Urkunde erwähnt. Beidesmal handelt es sich um ganz andere Ortschaften. Insofern hat das Dorf im Jahre 1974 sein Jubiläum etwas zu früh gefeiert. Wir müssen bis zum Jahre 1288 warten, bis das Dorf wieder erwähnt wird, was natürlich nicht heißen soll, dass in den Jahren dazwischen Mörzheim nicht existiert hat. 1288, wie gesagt, wird das Dorf erstmals wieder genannt, diesmal als Mornsheim und von da an häufen sich die Nennungen, bis in den Jahren 1468/1470 die Bezeichnung Mortzheim auftaucht, noch 1787 heißt es Mörnzheim und erst ab 1828 endgültig Mörzheim. Nicht in gleichem Rhythmus wie das Dorf seinen Namen wechselte, wechselten auch die Herrschaften. Aber häufig genug war dies der Fall. Zu nennen sind die Herren von Ochsenstein, von Steinach, von Weinstein, der Bischof von Speyer und dann vor allem die Kurpfalz. Sie hat das Dorf, und vor allem die Einkünfte daraus, von 1507 an 200 Jahre lang mit dem Bischof von Speyer geteilt, bis Mörzheim zusammen mit dem Unteramt Landeck im Jahre 1709 ungeteilt an Kurpfalz kam. Auf die französische Zeit von 1793 bis 1815 werden wir noch zu sprechen kommen. Von 1815 an blieb Mörzheim bayrisch. Aber nochmals zurück ins Mittelalter. Die vorhin genannten Herrschaften hatten zum Teil umfangeichen Landbesitz in der Gemarkung, der an die einheimischen Bauern verlehnt war. Sie kennen sicher alle die Probleme, die sich für unsere Vorfahren aus diesen Abhängigkeitsverhältnissen ergaben. Dienste mussten in Form von Feldarbeiten oder Bauarbeiten geleistet werden, es waren die sogenannten Frohnen und es mussten Naturalien, also Getreide, Wein, Gemüse, Obst u. a. abgegeben werden. Der Begriff Zehnt für diese Abgaben wird Ihnen sicher bekannt sein. Die Zehntscheuer befand sich in der Herrenstraße und der Zehhntkeller daneben. Beide Gebäude stammen aus dem Jahre 1571. Es hing nun von dem jeweiligen Zehntherren ab, wie er seine Abgaben einforderte. Herrschaftliche Frohn mitten in der Erntezeit zu leisten, Abgaben auch dann in voller Höhe liefern zu müssen, wenn es eine Missernte gegeben hatte, so eine Steuereintreibung schaffte natürlich Unzufriedenheit. Hinzu kam, dass die erwähnten Belastungen sich mit der Zeit so weit gesteigert hatten, dass sie für die Landbevölkerung nicht mehr zu ertragen waren. Zu einem großen, allerdings aber vergeblichen Aufbegehren kam es im Jahre 1525 im sogenannten Bauernkrieg. Von einer konkreten Beteiligung Mörzheimer Bauern ist nichts überliefert, aber es wäre doch eigenartig, wenn bei diesen Unruhen in der nächsten Umgebung nicht auch die Mörzheimer beteiligt gewesen wären.

Dass wir über diese Jahre und auch über die nächsten Jahrzehnte nur mangelhaft informiert sind, hängt mit dem nächsten großen geschichtlichen Einschnitt, dem Dreißigjährigen Krieg zusammen. Not und Elend brachten es mit sich, dass nicht einmal Zeit blieb, Kirchenbücher zu führen und die schriftlichen Überlieferungen, die es aus der Zeit vorher gab, verschwanden in diesen Kriegsjahren. Am Ende des Krieges lagen die Weinberge und Felder unbebaut da, es fehlte an Vieh und Saatgetreide. Nicht genug damit, die rücksichtslose herrschaftliche Steuerpolitik ließ die Bevölkerung noch mehr verarmen.

Die Nähe zu Landau brachte es mit sich, dass das Schicksal des Dorfes eng an die wechselvolle Geschichte der Stadt und vor allem der Festung gekoppelt war. Der Bau der Festung ab 1688 und die folgenden Belagerungen in den Jahren 1702, 1703, 1704 und 1713 betrafen die Mörzheimer direkt mit Schanzarbeiten, Einquartierungen und Naturalleistungen. Auch nach diesen Kriegsjahren sah es in der Gemarkung und im Dorf fast so aus wie nach dem Dreißigjährigen Krieg. Etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es einen wenn auch bescheidenen Aufschwung in der Landwirtschaft. Bis dahin hatte man noch die Dreifelderwirtschaft, d. h. Zweidrittel wurden angebaut, ein Drittel lag brach und wurde als Viehweide genutzt. Da das Vieh ständig auf der Weide war, fehlte jegliche Düngemöglichkeit. Um 1740 konnte dieses System abgeschafft werden, nachdem die Stallfütterung eingeführt worden war. Die Ernteerträge wurden nicht zuletzt dank der Düngung höher, es gab mehr Fleisch und Milch. Dennoch, die Qualität des Bodens war nicht überragend. Eine Schatzung, also eine Steuerveranlagung aus dem Jahre 1763 zeigt dies deutlich. Da die Steuer an Grund und Boden gekoppelt war, wurden die Äcker, Wiesen und Wingert in Güteklassen eingeteilt, um so die Steuern einigermaßen gerecht verteilen zu können. 1200 Morgen umfasste die gesamte Gemarkung und davon waren allein 1000 Morgen als schlechtes Land eingestuft. Natürlich bestand von Mörzheimer Seite aus kein Interesse, das eigene Land als besonders gut und damit steuerlich höher einzustufen, aber dieses Missverhältnis ist schon bemerkenswert. Die Erklärung für die mangelnde Bodenqualität lieferten die Mörzheimer gleich mit. Es hieß da, das hiesige Land sei sehr hügelig und habe in den Tälern zu viel Feuchtigkeit und auf den Höhen zu viel trockenen Boden. Und weiter wörtlich: „ Es bemüht sich zwar jeder, seine Äcker in guten Stand zu stellen und darin zu unterhalten... wie auch auf was Art aber die Äcker in einen noch besseren Stand gestellt werden können, ist von uns nicht zu erraten". In dieser Schatzungsveranlagung fällt noch auf, dass es wesentlich weniger Wingert gab als wir uns das heute vorstellen: 300 ha Acker, 34 ha Wiesen und nur 32 ha Wingert waren es im Jahre 1763. Heute haben sich die Zahlenverhältnisse etwas verschoben: Von der Gesamtgemarkungsfläche von 652 ha sind über die Hälfte Wingert und zwar 355 ha und nur 188 ha sind als Ackerland genutzt.

Wenn wir gerade bei Zahlen sind, möchte ich Ihnen noch die Entwicklung der Einwohnerzahlen verdeutlichen. 1763 waren es 350 innerhalb von sieben Jahren stieg die Zahl auf 430. Sie sehen auch an diesen beiden Zahlen, dass die Mitte des 18. Jahrhunderts mit ihren Friedenszeiten in jeder Hinsicht fruchtbare Jahre gewesen sein müssen. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es wieder ein Bevölkerungswachstum, das dann Mitte des Jahrhunderts aufgrund der katastrophalen Wirtschaftslage und der Missernten abflaute. Es waren die Jahre, in denen die Deutschen und vor allem die Pfälzer zu Tausenden ins Gelobte Land, nach Amerika auswanderten. Bei dieser Auswanderungswelle war auch die Familie des Schullehrers Georg Becker dabei und an ihr kann man das Schicksal vieler Auswanderer aufzeigen. Valentin Becker z. B. galt als verschollen, sein Sohn Jakob machte sich auf die Suche nach seinem Vater und kommt dabei um, man könnte die Reihe der Unglücke fortsetzen. Natürlich muß an dieser Stelle an den bekanntesten Mörzheimer Auswanderer erinnert werden. Im Jahre 1712 kommt hier Johann Thomas Schley auf die Welt, er wird Dorfschullehrer und wandert aus uns bekannten Gründen im Jahre 1736 nach Amerika aus. Er landet schließlich in Maryland, lässt sich dort als Siedler nieder und gründet eine Siedlung, die er Frederickstown nennt. Heute sind in dieser Stadt noch die von ihm erbaute Kirche und ein von ihm geschriebenes und bebildertes Gesangbuch zu sehen.

Bei unserem Gang durch die Ortsgeschichte waren wir vorhin bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gekommen. Trotz der erwähnten verbesserten Lebensbedingungen hatten die Ideen der Französischen Revolution, wie sie ganz besonders in Landau von den dortigen Jakobinern propagiert wurden, auch in den umliegenden Dörfern einen fruchtbaren Nährboden gefunden. Vom pfalzzweibrückischen Ilbesheim aus sprang der Funke der Revolution auf die Nachbardörfer über. Auch hier in Mörzheim wurde das Symbol der neuen Zeit, der Freiheitsbaum, errichtet. Anführer der Aufständischen waren die Bürger Klundt und Keller. Genannt ist auch Konrad Zahneisen, der 1792 im Landauer Jakobinerklub auftritt und dort zusammen mit zwei Rohrbacher Bürgern „ein von ihnen selbst entworfenes Lied absingt, dessen Inhalt sich auf den Sieg der niederrheinischen- und Mosel-Armeen über unsere Feinde im Bienwald... bezieht, welches von dem Volksrepräsentanten wegen seines reichen Inhalts und ländlichen Ausdrucks zum Druck übergeben werden soll. „Mörzheim gehörte auch zu den 33 Gemeinden, die im März 1793 bei der Nationalversammlung in Paris den Antrag stellten, in die Französische Republik aufgenommen zu werden. Diesem Antrag , der natürlich angenommen wurde, verdanken wir übrigens sämtliche Unterschriften der männlichen Einwohner (insgesamt 117).

Was brachte die Französische Revolution? Zum einen die ganzen Unruhen und Sorgen, die ein Krieg mit sich brachte. Wir müssen daran denken, dass in den 90er Jahren in unserer Gegend Franzosen, Österreicher und Preußen Dörfer besetzten, verloren und wieder gewannen, bis schließlich die Franzosen nach dem Fall der Festung Landau die Pfalz bis 1815, bis zum Sturz Napoleons, besetzt hielten. Neben den Kriegsunruhen gab es aber auch Neuerungen, die das Leben stark veränderten. Kirche und Adel wurden enteignet, die großen Güter gingen in Privathand über. Allein in Mörzheim waren dies insgesamt über 10% der Gemarkungsfläche, die vorher der katholischen Kirche gehört hatten und die nun von reichen Landauern ersteigert wurden. Diese Männer, meistens Kaufleute, verkauften die Ländereien dann nach und nach an die Einheimischen. Neben dieser Veränderung im landwirtschaftlichen Bereich gab es auch Veränderungen, die bis heute unser Leben, zumindest indirekt, bestimmen. Ich denke dabei an den Code Napoleon, der bis zu Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches bei uns Geltung hatte und vor allem an die Erklärung der Menschenrechte, die ja die Grundlage für jede demokratische Staatsverfassung darstellt. Ohne die Französische Revolution ist auch das Hambacher Fest nicht denkbar, eine Demokratiebewegung, bei der sich damals viele noch lebende Altrevolutionäre, wie zum Beispiel hier im Ort Philipp Peter Keller, beteiligt haben. Gleiches gilt für die 48-er Revolution. Auch hier war ein Mörzheimer, namens Löhner, als Freischarenführer beim Angriff auf Steinfeld beteiligt. Es sieht vielleicht so aus, als bestünde die Dorfgeschichte fast nur aus Kriegen. Natürlich ist dies nicht der Fall. Aber in einem gerafften Überblick, wie ich ihn heute bringen kann, sind die Kriege nun einmal die großen Einschnitte, die sich auch in der schriftlichen Überlieferung am deutlichsten niedergeschlagen haben. Der 70er Krieg existiert in der Erinnerung eigentlich nur noch in Form der Friedenslinden, die man überall nach dem Friedensschluß in Versailles gepflanzt hat. Am Kapbachweg und vor dem Löwen sind solche Linden noch zu sehen. Nach dem ersten Weltkrieg bestand kein Anlaß zu Jubelfeiern. 45 Mörzheimer fielen während der vier Kriegsjahre und nach 1945 waren insgesamt 85 Kriegsopfer zu beklagen.

Nach soviel Kriegerischem sollten in dem geschichtlichen Rückblick einige Bemerkungen zum kulturellen und kirchlichen Dorfleben nicht fehlen.

Beginnen wir mit der protestantischen Kirche. Im Eingangsbereich finden sich auf einer Steinplatte die Jahreszahlen 1776, 1777 und 1778. Sie weisen auf die Erbauungsjahre des Gebäudes hin. Allerdings ist dies nicht die erste Kirche an dieser Stelle. Bereits im Jahre 1288 wird eine Marienkirche erwähnt. Sie dürfte also nach der im Jahre 1040 erbauten Wollmesheimer Kirche die zweitälteste der Pfalz sein. Wir wissen von diesem Gebäude lediglich, dass es 1586 renoviert wurde. Namenspatron für die Kirche war der heilige Ägidius. Vermutlich wurde die Kirche vom Zisterzienserkloster Eußerthal gebaut und auch unterhalten. Im Jahre 1775 war die Kirche nach vielen Reparaturen und Renovierungen in einem solch baufälligen Zustand, dass man an einen Neubau denken musste. Die kurfürstliche Baukommission stellte bei einer Visitation fest: „Langhaus, Chor und Kirchenturm befinden sich in einem solch geringem Zustande, dass der katholische Geistliche sich bei ergebendem Regenwetter an dem Althar ohne auf solchen zu regnen, nicht sicher ist, das Langhaus und Kirchenthurm auch so beschaffen sind, dass man den ganzen Einsturz täglich zu befürchten habe... dass die auf der Bühne befindlichen Leuthe, weilen das Dach größtentheils nicht mehr gedeckt, vor dem Wind und Wetter sich keineswegs erhalten können, und endlich der Kirchenthurm auf dreien Seiten und Ecken so gesprungen und gleichzeitig gespalten ist, dass die Glocken nicht ohne Lebensgefahr gezogen werden können." Ist schon ein Kirchbau in unserer Zeit eine größere Sache, so war es damals, als das Gotteshaus von den Reformierten und den Katholiken gleichzeitig genutzt wurde, eine komplizierte Angelegenheit. Für den Unterhalt waren drei Parteien zuständig. Die kurpfälzische Regierung, das Kloster Haimbach und die Gemeinde mussten sich über die Kosten einigen. Trotzdem, es dauerte nur ein Jahr, bis der Bau begonnen wurde und im Jahre 1778 konnte die Kirche eingeweiht werden. Zum Kauf einer Orgel hatte das Geld damals nicht mehr gereicht, sie wurde erst einige Zeit später eingebaut. Kriege und Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts haben natürlich ihre Spuren an der Kirche hinterlassen und konnten erst durch aufwendige Renovierungen in den sechziger Jahren beseitigt werden. Die katholische Ortskirche kann ein so hohes Alter nicht aufweisen, sie wurde in den Jahren 1928/29 am nördlichen Ortsausgang erbaut.

Zur Geschichte der Kirchen gehört auch die Geschichte der Kirchhöfe oder, wie man heute sagt, der Friedhöfe. Der alte Friedhof befand sich bei der protestantischen Kirche und zwar auf dem Platz, auf dem heute das Schulhaus steht. Bis 1829 hatte dort das Gelände ausgereicht. Als neue Begräbnisstätte wurde eine Stelle nördlich des Dorfes an der Landauer Straße ausgewählt. Erst nach der Bestattung der ersten Toten stellte man fest, dass der Boden viel zu feucht war. So musste dieser neue Friedhof wieder aufgegeben werden, die exhumierten Toten wurden im alten Friedhof an der Kirche beigesetzt und ein neuer Friedhof südlich des Dorfes an der Heuchelheimer Straße angelegt.

Einige Worte noch zu den dörflichen Schuleinrichtungen. In der Gemeinderechnung von 1662 wird erstmals ein Schulmeister erwähnt, allerdings ohne Namen und nicht einmal in seiner Funktion als Lehrer. Es ist die Rede vom Glockendienst, den er zu erfüllen hat und für den er bezahlt wird. Ansonsten hatte er Anteil an dem Zehnten. Groß wird das Einkommen nicht gewesen sein und die Formel vom armen Dorfschulmeisterlein wird auch in Mörzheim ihre Berechtigung gehabt haben. Von Johann Thomas Schley als Schulmeister im Jahre 1730 haben wir bereits gehört. Es ist dies die erste namentliche Nennung eines Lehrers. War die Schule auch noch so klein, früher musste jede Konfession ihre eigene Schule haben. So gab es auch hier im Ort zwei Schulhäuser. Wenn wir daran denken, dass die Lehrer, um überhaupt existieren zu können, noch einen zweiten Beruf brauchten, können wir uns vorstellen, dass es mit der Bildung der Dorfjugend nicht allzuweit her sein konnte. Nur so ist verständlich, dass sich die Eltern im Jahre 1830 darüber beklagten, was man den Kindern an revolutionären Neuigkeiten beibrachte: „Es war für sie unerhört", heißt es in einem Bericht der Ortsschulkommission, „dass es einen fünften Erdteil gebe, dass die Sonne stillstehe und dass es mit den Gespenstern nichts sei."

Ich kann Ihnen einmal das Inventar der katholischen Schule von 1856 vorlesen, damit Sie sehen, wie dieses Lehrinstitut ausgestattet war. Keine Angst, dieses Vorlesen dauert nicht lange, die Liste ist kurz. Es waren vorhanden: 4 Landkarten, 2 Musterblätter zum Schönschreiben, Münchner Zeichnungsvorlagen, Grundriss der Chemie, eine Liedersammlung, ein Band Nationallieder, ein Heft Fürstenbilder, ein Gebet für seine Majestät und ein Lehr- und Lesebuch für Kinder. Das war alles und die Mörzheimer brauchten sich nicht zu schämen – in anderen Dörfern sah es nicht viel besser aus. Über die Schulverhältnisse im 19. Jahrhundert sind wir durch die Protokolle der Ortsschulkommission gut informiert. Sie setzte sich zusammen aus dem Bürgermeister, den beiden Lehrern und den Pfarren. Die gestrengen Herren hatten über die Einrichtung und den Unterhalt der Schulen zu entscheiden und sie übten vor allem ein strenges Regiment über die Schüler aus. Ganz genau wurde festgehalten, wer wann und warum in der Schule und auch in der Kirche fehlte. In der Mehrzahl der Fälle wurden Geldstrafen verhängt, zehn Pfennige oder zwanzig Pfennige oder in schweren Fällen, besonders bei häufigem Versäumen der Christenlehre, wurde Schularrest bis zu vier Stunden angeordnet. Mildernde Umstände gab es allenfalls für häusliche Arbeiten und ganz besonders im Sommer und im Herbst musste die Kommission viel Nachsicht üben, wenn die Kinder daheim bei der Feldarbeit eingesetzt wurden. In machen Familien war es offenbar nicht möglich, die Kinder zu entbehren, selbst wenn der Unterricht, so wie im Sommer nur von morgens 6 bis 8 Uhr stattfand. Soviel also zum Mörzheimer Schulwesen, über das sicher noch einiges ermittelt werden könnte.

Zur Dorfkultur gehören natürlich auch die Vereine. Treffpunkt für diese Gruppen waren wie heute auch, die Wirtschaften. Im Jahre 1902 gab es im Ort immerhin 7 Lokale. Einer der ältesten Vereine ist der Männerchor 1845, dann der katholische Cäcilienverein aus dem Jahre 1893, der sich der „Hebung des religiösen und sittlichen Gesanges" verschrieben hatte, 1904 kam dann der evangelische Kirchenchor dazu. Dann gab es noch den Radlerclub aus dem Jahre 1905 „zur Pflege des Radsportes und des geselligen Verkehrs der Mitglieder untereinander" und den „Kasinoclub" zur „Bestrebung gemütlicher Unterhaltung" und zuguterletzt nicht zu vergessen den Sportverein „Rot-Weiß" von 1948.

Noch eine Gruppe von Vereinen ist zu nennen: die sozialen Vereine. Im Jahre 1900 bildete sich der Arbeiterunterstützungsverein, der seinen Mitgliedern durch gegenseitige Unterstützung im unverschuldeten Krankheitsfalle half. An dieser Stelle muß natürlich auch auf die sozialen Leistungen der Ortsgemeinde selbst hingewiesen werden, in der es als Vorläufer des Sozialamtes den sogenannten Armenpflegschaftsrat gab, der sich um kranke und erwerbslose Mitbürger kümmerte. Was bei der Lektüre dieser Protokolle auffällt, ist der persönliche Bezug, den es damals noch zwischen Antragsteller und Behörde gab. Noch etwas ist bemerkenswert: an der Dicke der Bände kann man sehr schnell die wirtschaftlich schwierigen Jahre, besonders nach dem ersten Weltkrieg erkennen. Da ist jeder Pfennig aufgelistet und hier finden sich dann auch die Millionenbeträge aus der Inflationszeit.

Noch einige andere Vereine sind zu nennen: der Spar- und Darlehensverein aus dem Jahre 1895, ein Vorläufer der heutigen Sparkasse und der Ortsviehversicherungsverein aus dem Jahre 1903, der den unverschuldeten Verlust von Tieren auszugleichen versuchte.

Unseren gerafften historischen Rückblick will ich mit einigen Hinweisen auf kommunale Einrichtungen abschließen, die uns heute ganz selbstverständlich sind, die aber den Begründern oft viel Mut und Energie abverlangten, als es darum ging, diese Neuerungen im Dorf durchzusetzen. Längst überholt und nur noch aus den Akten herauszulesen ist die Existenz eines Dorfgefängnisses im 17. Jahrhundert, das aus einem kleinen Raum im Rathaus bestand. Aber neben dieser mehr historischen Erinnerung sind zu nennen ebenfalls nur noch als Erinnerung für die älteren Mitbürgern das Schwimmbad, dann die Einrichtung einer örtlichen freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1882, die Einführung der Elektrizität im Jahre 1912 und schließlich den Bau der örtlichen Wasserleitung in den Jahren 1928 und 1929.

Meine Damen und Herren, 1200 Jahre Ortsgeschichte in einen so kurzen zeitlichen Rahmen zu pressen, bedeutet natürlich, auf vieles zu verzichten. Aber für den, der sich näher mit Mörzheim beschäftigen will, gibt es genug Material im Stadtarchiv Landau und im Landesarchiv Speyer. Vor allem aus den alten Gemeinderechnungen, die Herr Sternberger für seine Dorfchronik nicht ausgewertet hat, wäre noch manches herauszuholen.

Verfasser des Berichtes: Leiter des Landauer Stadtarchivs Dr. Michael Martin

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